„Wir konnten sie nicht in der Schlacht besiegen. Unsere tapfersten
und mutigsten Krieger mussten ihr Leben lassen, doch sie konnten sie nur
aufhalten. Uns Zeit verschaffen. Ein Sieg war unmöglich. Ein solcher Feind war
uns noch nie begegnet. Andere skrupellose Königreiche, die unser Land wollten,
jawohl. Doch solche Bestien? Ich weiß was du fragen willst, Paul. Wie sehen
diese Bestien aus? Doch diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworten. Und ich
weiß, wie verrückt das klingt. Sie müssen doch Gesichter haben. Arme, Beine,
eine Körpergröße, vielleicht einen Schwanz! Doch niemand kann es mit
Genauigkeit sagen. Nur, dass sie für jeden der sie sieht, ein anderes Aussehen
besitzen… Vielleicht macht genau das ihren Schrecken aus? Manche sehen riesige
Spinnen, Insekten oder anderes Getier. Andere berichteten von Reptilien, die
gebaut waren wie Menschen. Nur vollkommen nackt und… Glitschig. Wieder andere
sahen ganz normale Menschen, nur mit pechschwarzer Haut und wulstigen Lippen.
Krause Haare. Menschen wie du und ich… Nur… Schwarz…. Die einen erzählten von
Feuerfontänen, welche sie spien. Andere sprachen nur von normalen Hieb- und
Stichwaffen… Ich weiß nicht ob diese Berichte den eigenen Phantasien oder unzähligen
Einzelerlebnissen entsprangen. Vielleicht war alles davon wahr. Vielleicht auch
nichts… Ich kann nur sagen, dass wir keine Möglichkeit hatten, diesen Feind zu
besiegen. Noch nie habe ich meinen Vater so hilflos gesehen. Er ist ein stolzer
Mann, Paul. Jemand, der auf alles entweder eine Antwort weiß, oder zumindest
jemanden findet, der sie ihm gibt. Solche Monster kannte nicht einmal er.
Keiner von uns. Wir haben nicht einmal einen Namen für sie. Wir nennen sie
Monster oder Dämonen. Es gibt keinen Ausdruck für sie, der ihnen gerecht werden
würde. Was ist schon eine Bestie?“
„Hast du denn gar keinen von ihnen gesehen?“
„Ich… Ich will nicht darüber sprechen… Mit ein wenig Glück
siehst du sie vielleicht nie. Mit ein wenig Glück haben wir dich ganz umsonst
hierhergeholt.“
„Und ohne dieses Glück?“
„Ich muss dir nun wirklich von Thorfinn erzählen. Thorfinn
war der Sohn von Klove. Sie Beide gehörten unserem Stand von Weisen an. Dabei
musst du wissen. Unser Volk teilte sich vor gar nicht allzu langer Zeit noch in
drei verschiedene Stände. Wir lebten in Einklang miteinander. Jeder diente dem
anderen, doch keiner hätte ohne den anderen überleben können. Jeder hatte in
seinem Stand eine genaue Aufgabe, die er zu erfüllen hatte. In diese Aufgaben
wurde man hineingeboren. Ehelichungen zwischen den Ständen waren verboten.“
„Wieso?“
„Weil es sich nicht gehört, wenn die Tochter eines Weisen
einen Arbeiter heiratet.“
„Wieso?“
„Ich… Verstehe deine Frage nicht? Es ist so.“
„Und wieso ist es jetzt nicht mehr so?“
„Da unser Volk in dieser Form nicht mehr existiert. Was hier
angekommen ist, sind nur noch die Scherben unseres Volkes. Jetzt sind wir alle
gleich. Bis wir wieder einen Ort zum Leben gefunden haben, in der sich die
Stände neu errichten können. Vor der Flucht gab es für jedes Problem eine
Lösung, in Form einer Person. Wie ich schon sagte. Jeder hatte eine Aufgabe. Ein
Mi-Cock ohne Aufgabe gibt es nicht. Alles war genau aufgeteilt.“
„Es gab die Weisen, die Arbeiter. Und wer war der dritte
Stand?“
„Die Feuerwächter. Sie lebten in den Bergen…“
„Ich hätte jetzt den Adel erwartet. Die Herrscher.“
„Das sind die Weisen. Wer sollte denn sonst befehlen, außer
den Weisen? Worüber lachst du?“
„Ach… Unsere Völker
sind sich unterschiedlicher als du dir vielleicht vorstellen magst.“
„Wieso? Erzähl mir von deinem Volk! Ich will alles wissen!
Bitte erzähl mir von dir!“
„Öhm… Ach… Erzähl mir zuerst von Thorfinn. Ehrlich gesagt
kann ich dir nicht genau sagen, wieviel Zeit mir bei euch bleibt. Ich weiß
nicht wie ich es beeinflussen kann, hier zu sein oder gehen zu müssen. Ehrlich
gesagt wollte ich bisher immer nur wieder weg… Ich verstehe ohnehin nicht wie
das Alles funktioniert.“
„Es ist Magie.“
„Nun. Das ist eine etwas dürftige Erklärung. Denn selbst
wenn es so etwas wie Magie gäbe, muss sie nach irgendwelchen Gesetzen
funktionieren. Selbst Zauberei hat einen Ursprung, der mit irgendwelchen
Umständen verbunden sein muss.“
„Magie ist wie die Sonne. Sie ist immer schon dagewesen.“
„Oh… Glaub mir… Die Sonne ist von meinem Volk gut erforscht
worden.“
„Ihr wart auf der SONNE?“
„Ne. Ne, ne. Wir haben sie beobachtet. Den Mond haben wir
besucht… Du musst wissen, dass mein… VOLK, ähm die Fähigkeit hat die Erde zu
verlassen.“
„Den Mond! Magie!“
„Nein… Es ist… Eine besondere Form von Magie. Vereinfacht
gesagt gibt es mehrere Orte wie die Welt in der wir leben. Du hast eine davon
gesehen. Ich auf jeden Fall. Als ich deine Kugel berührt habe, sah ich eine
weitere Welt, du natürlich auch.“
„Die große Kugel?“
„Genau. Die Sonne ist so etwas ähnliches.“
„Wir müssen sie finden.“
„Wen? Die Sonne?“
„Nein, die anderen Kugeln!“
„Ich… Verstehe nicht…“
„Wir müssen sechs Kugeln finden. Diese hier, ist nur eine
davon.“
„Es gibt noch fünf… Wo sind sie?“
„Deswegen haben wir dich gerufen. Du musst mir helfen die
Kugeln zu finden!“
„Wie soll ich denn?… Ich hab keine Ahnung wie ich diese
Dinger finden könnte.“
„Ist dir irgendetwas aufgefallen als du hierhergekommen
bist? Ist dir irgendein Ort besonders vertraut?“
„…“
„Irgendwas?!“
„Tja… Ganz ehrlich… Mir ist nichts aufgefallen.“
„Du wirst es sicher noch verstehen…“
„Was hat das mit dieser Thorfinn-Geschichte zu tun? Und was
bringt es alle 6 von diesem Kugeln zu besitzen.“
„Wenn wir alle 6 Kugeln haben, können wir die Dämonen
besiegen.“
„Und wie?“
„Das weiß ich nicht. Das hat Klove uns nicht verraten.“
„Wo ist Klove? Ist er bei Thorfinn?“
„Sie sind Beide gestorben. Klove wurde gefressen.“
„Das ist übel. Und Thorfinn?“
„Ich… Ich weiß es nicht… Er ist in ein Licht gegangen.“
„Der Logik aller Filme nach lebt er also noch…“
„Film?“
„So nennen wir unsere Überlieferungen. Wir erzählen sie uns
zu unserer Unterhaltung.“
„Thorfinn sollte das Medium sein, durch das wir die Pforte
in deine Welt öffnen. Klove wusste wie groß die Bedrohung ist. Er hat sogar
seinen eigenen Sohn geopfert… Ban… Paul. Nachdem was ich gesehen habe, glaube
ich nicht an ein Überleben von Thorfinn…“
„War auch nur eine Vermutung…“
„Also? Hilfst du uns? Hilfst du dieser ganzen Welt zu
überleben? Wenn du eine Belohnung benötigst ich… Ich habe natürlich bemerkt wie
du mich ansiehst, und…“
„NEIN! Nein, nein… Ich weiß nicht… Du bist außerordentlich
hübsch und… Ich… Ich… Weißt du… Jetzt… Jetzt wo das Ganze irgendwie real
geworden ist… Also vorher, bevor ich die Kugel berührt habe… Da… Versteh mich
nicht falsch. Du bist unglaublich geil… Aber jetzt… Nicht so… Nicht in der
Realität…“
„Bin ich denn nicht nur eine weitere Frau für dich? Eine Wilde?“
„Ja… Und nein… Das warst du. Also du nicht echt für mich
warst… Jetzt… Jetzt bist du für mich zu einem Menschen geworden… Ich weiß das
klingt bescheuert…“
„Ist es wegen deiner Freundin? Wegen Techno?“
„Was?“
„Du meintest du liebst Techno.“
„Äh nein. Das ist. Das ist Musik. Doch da ist jemand. In
meiner Welt… Egal… Weißt du. Irgendwie ist jetzt alles anders. Das alles hier“
Banyardis Arme machen eine ausholende Geste. „Ist plötzlich Wirklichkeit
geworden… Du… Du hast mich überzeugt.“
„Also hilfst du mir?“
„Ja… Nur… Wie?“
„Das ist fantastisch! Wir müssen die Kugel finden, die hier
im Dorf ist!“
„Hier im Dorf? Ich dachte wir begeben uns auf eine Reise
oder so…“
„Das sind wir schon. Wir sind schon auf der Reise die Kugeln
zu finden. Oder warum glaubst du ist ein Volk, dass so stark ist in der
Gefangenschaft deiner Ureinwohner? Was denkst du warum wir hier sind?“
„Ihr… Ihr habt euch gefangen nehmen lassen?“
„War das denn nicht vom ersten Augenblick an
offensichtlich?“